Unser erster Escape Room – ein steiniger Weg zu einem schönen Ziel

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18. Oktober 2019

Escape Room bauen for dummies – welche Aufgaben uns erwartet haben

Wenn ich heute noch einmal vor der Entscheidung stehen würde, unseren ersten Escape Room zu bauen… ich frage mich, ob ich es noch einmal durchstehen würde. Ich bin sehr stolz auf das, was wir auf die Beine gestellt haben. Aber jetzt verstehe ich, wieso sich nicht jeder einfach selbstständig macht. Es gab so viele Schwierigkeiten, Hürden und demotivierende Momente. Und doch bin ich froh, dass wir diesen riesigen Schritt gemacht haben.

Qualität braucht Zeit… sehr viel Zeit

Vor einem Jahr war der Plan, Weihnachten 2018 zu eröffnen. Die Immobiliensuche verzögerte das auf Januar und die Baugenehmigung hat das ganze auf März verschoben. Als wir dann endlich anfangen konnten zu bauen, war unser neuer Plan, bis Mai fertig zu werden. Wirklich eröffnet haben wir unseren Escape Room dann im August. Das macht acht Monate Miet Zahlungen, die wir von unserem Budget abziehen mussten. Aber uns war von Anfang an klar: Wir eröffnen keinen halb-fertigen Raum! Wir haben am Anfang gesagt, dass wir eine authentische hochqualitative Kulisse wollen, sinnvolle Rätsel und eine runde Story. Dabei haben wir gelernt, dass es einen Preis zu zahlen gibt, wenn man seinen Idealen treu bleiben möchte. Dieser Preis waren Existenzängste, 16-Stunden Tage und viele Tränen. Zum Glück hatten wir Brüder uns gegenseitig, um uns zu erinnern, wofür wir es machen. Und auch alle unsere Partner haben uns immer wieder an unsere eigenen Ansprüche erinnert. Wir hatten das Glück, dass unsere Kulissenbauer (Matthias Röder von Landfilm und Brita Hoffmann/Robert Makolies von der Film Fake Faktory) nicht einfach nur Anweisungen befolgt haben, sondern auch mal gesagt haben „Wenn du das billig machst, wird es albern aussehen. Wir sollten das ordentlich machen“. Und bei Zeus, sie hatten Recht und den Unterschied sieht man jetzt.

Escape Room Technik die begeistert

Ich denke es ist fair zu sagen, dass wir zwei so ziemliche Nullen sind, wenn es um Technik geht. Was wir können, ist, uns interessante Rätsel auszudenken und eine Vision davon zu entwickeln, was die Technik in unserem Escape Room können sollte. Was wir nicht können, ist, das Ganze dann umzusetzen. Deswegen hatten andere die dankbare Aufgabe, unsere Spinnereien real werden zu lassen. Die meisten, die uns dabei geholfen haben, haben dies jedoch neben ihrem Job und ihrer Familie getan. Einer von Berlin aus, ein anderer war zwischendurch sogar einen Monat in China. Für das letzte Rätsel im Huntington Raum wurde so lange konzipiert, dass wir zwischendurch überlegen mussten, es für die Eröffnung vorerst wegzulassen. Aber das war keine Option. Es hat einfach ein – aus unserer Sicht – sehr stimmiges Ende erzeugt. Es war für uns das Highlight und gleichzeitig die größte Sorge. An diesem Rätsel haben insgesamt neun Leute gearbeitet und kurz bevor alles fertig war, musste die Technik dahinter komplett neu verarbeitet werden. Selbst ein Tag vor unserer ersten Testgruppe mussten wir noch Fehler ausbügeln. Und wir wissen jetzt bereits, dass es im Laufe des Jahres noch optimiert werden muss. Ich denke, dieses Rätsel hat das Ergrauen meiner Haare um ein paar Jahre beschleunigt. Und das war lange nicht die einzige Technik, die uns Sorgen bereitet hat. Alle anderen Dinge aufzuzählen, würde hier den Rahmen sprengen, aber eins noch: Es gibt nichts schlimmeres als die Eröffnung des Geschäftes verschieben zu müssen und dann zwei Wochen sinnlos herumzusitzen, weil alle Techniker überraschend wegfallen.

Mangelnde Belohnung

Es gibt nichts schöneres, als das Feedback begeisterter Kunden. Jedes Mal, wenn ich die Kopfhörer aufsetze und die ersten Worte der Spieler sind „Krass, sieht das geil aus hier“, dann belohnt es die viele Mühe, die wir in den Aufbau des Raumes gesteckt haben. Jetzt wissen wir, dass alles was wir durchgemacht haben es Wert war. Doch während des Aufbaus hatten wir das nicht. Wir wussten nicht, ob wir rechtzeitig fertig werden, unserem Anspruch gerecht bleiben können und dann Kunden haben werden, die all das zu schätzen wissen. In unserer Blase gefangen, bekamen wir Selbstzweifel. Was, wenn die Leute enttäuscht sind? Was wenn sie sich langweilen, die Rätsel zu leicht oder zu schwer finden und die Story öde? An der Kulisse haben wir nie gezweifelt, da unsere Kulissenbauer großartige Künstler sind und uns immer wieder vom Hocker gehauen haben. Aber was wäre gewesen, wenn sich unser Escape Room dann später nicht bezahlt macht? Diese Sorge haben wir noch immer. Aber jetzt bekommen wir zufriedenes Feedback und sind bestätigt darin, dass es gut war, den schweren Weg zu wählen. Es war eine harte Reise und hat uns beide regelmäßig an unsere Grenzen gebracht. Doch wir sind unglaublich froh und stolz über das was wir geleistet haben. Und ja: wir würden es immer wieder tun!